Hochmittelalter
Ottonenzeit
nach 900 n. Chr.
Ohne einen archäologischen Nachweis führen zu können, ist es wahrscheinlich, dass im Zuge der Bedrohung durch die Ungarn auf dem Sporn von Hirschberg eine Befestigungsanlage mit Wall und Graben errichtet worden ist. Die strategisch wichtige Lage an der Ostgrenze des Eichstätter Bistums könnte der Grund dafür gewesen sein.
Der Eichstätter Bischof hatte von König Ludwig dem Kind im Jahr 908 die Erlaubnis zum Burgenbau für den genannten Zweck erhalten. Ähnlich wie in Kipfenberg (Michelsberg) könnte dort in spätottonischer bzw. salischer Zeit eine Burg als steinernes Bauwerk entstanden sein.
Grabungsfoto mit Fundamenten des Rundturm
Gefäß mit Wellenbändern auf der Schulter
Ausgrabungen im Kaiserbeck-Anwesen
Skizze des Kaiserbeckhauses mit seinem gotischen Treppengiebel
Viele Beilngrieser erinnern sich noch an den letzten Bauernhof in der Innenstadt, den im 16. Jahrhundert erbauten „Kaiserbeck“.
Nachdem die Familie Zrenner/Amrhein, die das benachbarte Hotel besitzt, das Anwesen erworben hatte, begannen im Jahre 2008 nach langer Planung die Arbeiten zum Umbau des Anwesens in der Hauptstraße 25. Während das Hauptgebäude umfassend und aufwändig saniert werden konnte, wurden die im Hof befindlichen Stallungen abgerissen. Dabei ergab sich die Möglichkeit, mehrere Grabungen durchzuführen, die interessante Ergebnisse zutage förderten.
Das Kaiserbeck-Anwesen im Zustand von 1911
So wurde festgestellt, dass es im Bereich der späteren Stallungen einen Vorgängerbau aus dem Hochmittelalter (um 1000 n.Chr,) gegeben hat. Die Pfosten der damals in Holzbauweise errichteten Gebäude hinterlassen aufgrund chemischer Vorgänge im Boden schwarze Flecken, die bei den Ausgrabungen in einer tieferen Erdschicht deutlich zu erkennen waren. Es wurden Pfostengruben aus dem Hoch- und dem Spätmittelalter freigelegt. Außerdem wurden Keramikreste gefunden, die dem Hochmittelalter zuzuordnen sind. Insgesamt ergaben die Ausgrabungen also Belege für eine Besiedlung an dieser Stelle zur Zeit der Ottonen. Es handelt sich hierbei um die ältesten Funde innerhalb der Stadtmauern von Beilngries.
Das von der Familie Zrenner/Amrhein aufwändig sanierte Kaiserbeckhaus erstrahlt als neues Schmuckstück im Zentrum von Beilngries.
Unter dem Haupthaus wurde ein rechtwinklig abknickender Mauerzug ausgegraben, mit dessen Hilfe der Grundriss des mittelalterlichen Vorgängerbaus erschlossen werden kann.
Die Pfostengruben, hier sichtbar als dunkle Bodenverfärbung, im Hofraum zeigen den Standort eines Vorgängerbaus aus der Zeit um 1000 n. Chr.
Eine Besonderheit stellt der Fund eines kleinen Zapfhahns dar, auch Kükengriff genannt. Das in der Form eines kleinen Hahnes gefertigte Objekt stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde wahrscheinlich in Nürnberg hergestellt.
Das sorgfältig sanierte Hauptgebäude wird heute als Café und Bar „Der Kaiserbeck“ genutzt. Eine kleine Dokumentation der Ausgrabungen und der Geschichte des Hauses ist im Treppenhaus ausgestellt.
Nach Michael Jandejsek
Zapfhahn aus Messing aus dem 15. Jahrhundert
Ausgrabungen auf Schloß Hirschberg
Ende des 12. Jahrhunderts erbauten die Grafen von Dollnstein-Grögling hoch über dem Altmühltal bei Beilngries auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Jurarücken eine neue Burg und verlegten ihren Wohnsitz von Dollnstein nach Hirschberg. Fortan nannten sie sich Grafen von Hirschberg, vermutlich in Anlehnung an den Namen der urkundlich belegten Grafschaft Hirschberg.
Die Lage der Feste gestattete den Einblick in drei Täler und gewährleistete damit optimale Sichtverhältnisse in Kriegs- und Friedenszeiten. Darüber hinaus besaß die weithin sichtbare Burg sicherlich einen nicht unbeträchtlichen Abschreckungswert.
Mit dem Tod Gebhards VII. 1305 starb des Geschlecht der Hirschberger aus. Sein Grundbesitz ging testamentarisch an die Eichstätter Bischöfe und die Herzöge von Bayern. Auf gerichtlichem Wege kam jedoch der größte Teil des Besitzes an die Eichstätter Bischöfe, deren Schutzvögte die Grafen von Hirschberg 1249 – 1293 waren. Die Burg erlebte eine wechselvolle Geschichte; in neuerer Zeit wird sie vom bischöflichen Ordinariat Eichstätt als Exerzitienhaus genutzt. Im Zusammenhang mit umfangreichen Sanierungsarbeiten auf Schloß Hirschberg im Jahre 1988 wurden Ausgrabungen im äußeren Spornbereich durchgeführt. Als wichtigsten Befund konnten wir den Grundriß eines mitteralterlichen Rundturms dokumentieren. Die Mauern bestehen aus sorgfältig zugerichteten Kalksteinblöcken und wurden in Zweischalentechnik errichtet. Der Durchmesser des Wohn-und Wehrturms beträgt 16 m. In einem von den Bauarbeiten der Hirschberger unangetasteten Areal tauchte die Scherbe eines glimmergemagerten Gefäßes mit stark profiliertem Rand und Wellenlinienverzierung auf, wie sie im Umland von Beilngries häufiger vorkommt. Sie datiert allgemein in das 10. bis 12. Jahrhundert. Mit seinem starken Fundament und den mächtigen Mauern dürfte der Turm eine Mindesthöhe von 15 m erreicht haben und somit weithin sichtbar gewesen sein, was durch seine Spornlage noch unterstrichen wird. Eine sichere Datierung des Bauwerks bereitet Schwierigkeiten, da die Untersuchungsflächen nur klein sind und das Gebäude mehrfach umgebaut wurde, doch gibt die schon vorgestellte Scherbe erste Anhaltspunkte. Eine erste urkundliche Erwähnung der Grafschaft Hirschberg stammt aus dem Jahre 1007. Man wird wohl kaum fehlgehen, das Bauwerk mindestens in das 11. Jahrhundert, unter Umständen sogar schon an das Ende des 10. Jahrhunderts zu datieren. Selbst wenn die Anlage zur Zeit der schweren Ungarneinfälle, die mit der Schlacht auf dem Lechfeld 955 ihr Ende fanden, noch nicht bestand, könnte sie mit diesen doch in einem Zusammenhang stehen und ihre Erbauung in die Jahrzehnte danach fallen, als die Bedrohung aus dem Osten noch nicht völlig gebannt war. Die strategische Lage des Wehrturms im Osten des alten Nordgaus hätte den umliegenden Klöstern und der Landbevölkerung bei einem erneuten Ungarneinfall Schutz bieten können.
nach A. Tillmann, Das Archäologische Jahr in Bayern 1988. Stuttgart 1989 (gekürzt)
1 Für den Brand finden sich in der Literatur verschiedene Zeitangaben, Wittig/Künzel nennen z.B. 1636
Das Luftbild zeigt die Ausgrabungssituation am östlichen Ende des Bergsporns.
Mauerprofil
Torsituation
sehr tiefes Vorfundament eines möglichen Vorgängerbaus
Trockernmauerwerk in Fischgrätmuster
Torsituation
Erste Nennung von Beilngries im Jahr 1007
Der Ort Beilngries hat indessen an Bedeutung gewonnen. Kaiser Heinrich II schenkte damals Beilngries an das neu gegründete Bistum Bamberg, wo es aber nur kurze Zeit verblieb. Wahrscheinlich erfolgte daraufhin der Bau des gewaltigen Rundturms am vordersten Bergsporn von Hirschberg als bisher ältester Bauteil einer Burganlage, die wohl in enger Beziehung zu den Grafen von Sulzbach stand.
Portrait / Abb. Kaiser Heinrich II.
Urkunde Faksimile
Beilngries erhält die Marktrechte durch Kaiser Heinrich III. im Jahr 1053 n. Chr.
Im Jahr 1053 schenkte Heinrich III dem Eichstätter Bischof das Marktrecht für Beilngries. Neben der verkehrsgünstigen Lage dürfte wohl die Bautätigkeit auf dem Hirschberger "Burgberg" diese Entwicklung entscheidend gefördert haben.
Heinrich III, 1053
11. Jhd.
Im 11. Jahrhundert wurde in einigen Orten eine Reihe von Kirchen in Steinbauweise errichtet, welche durch Kirchweihen Bischof Gundekars II. bezeugt sind (Denkendorf, Kevenhüll, Kirchbuch, Oening, Pfraundorf, Töging, Holnstein). Eine Reihe von Ortschaften um Beilngries werden 1080 erstmals genannt, als Heinrich IV. den Wildbann an Bischof Udalrich verlieh.
Kirchweihen Bischof Gundekars
Faksimilie der Urkunde Heinrich IV von 1080
Stauferzeit
12. Jhd.
Im 12. Jahrhundert beginnt die große Zeit der Ministerialen.
Es entstehen zahlreiche kleine Ansitze, zumeist Talburgen wie etwa in Grögling, Ottmaring, Töging, Rauenwörth, Rieshofen, Pfünz, Obereichstätt. In Beilngries selbst saß ein Adelsgeschlecht, welches sich seit dem 12. Jahrhundert nach dem Ort selbst nannte. Ob sie bereits den "Turm" bei der Kirche errichteten und damit als Erbauer der Burg im Markt anzusehen sind, muss der Forschung überlassen werden.
Der Steinbau hatte vor allem in der Errichtung von Kirchen seine Blütezeit. Neben der Kirche des Marktes Beilngries ist die Gründung des Klosters Plankstetten zu nennen, sowie der Bau vieler Ortskirchen, insbesondere jener, die von Bischof Otto geweiht wurden.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam die Grafschaft im Nordgau an die Grafen von Grögling-Dollnstein, also die Schutzvögte der Eichstätter Kirche. Damit begann der Umbau, richtiger gesagt der Neubau der Grafenburg von Hirschberg. Schon 1180 nannte sich Konrad nach Hirschberg; er war der Kämmerer der Grafen. 1205 tat dies auch das Grafengeschlecht als Zeichen dafür, dass sie ihren Sitz dorthin verlegt hatten.
Was die Entwicklung von Beilngries seit seiner Gründung angeht, insbesondere seit der Erhebung zum Markt, liegt noch vieles im Dunkeln. Die Archäologie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die nichtschriftlichen Geschichtsquellen zu untersuchen, um Kenntnis von den Geschehnissen in dieser dunklen Vergangenheit zu erhalten.
Schüssel aus weißem Ton mit Standfuß, flächig mit umlaufenden Wellenlinien verziert. Die Löcher am Rand könnten zur Befestigung einer Trommelhaut gedient haben. Hirschberg